SERVUS, GRÜZI UND HALLO

Das ewige Grüßen am Berg. Mitunter kann es auf einer vielbegangenen Tour ziemlich nervig sein. Doch woher kommt es eigentlich, dass man andere Wanderer am Berg grüßt? Und grüßt man alle oder nur Einheimische? Dann noch die Frage wie begrüßt man sich eigentlich? Berg heil? Berg frei? Grias di oder reicht ein einfaches Hallo? Einigen Fragen möchten wir hier nachgehen.

Das Grüßen am Berg – eine kleine Orientierung

Ab welcher Höhe grüßt man sich eigentlich? Ab 1.000 Metern über dem Meer? Oder doch erst ab 1.500 oder sogar 1.800? Genau lässt sich das wohl nicht festlegen. Sicher ist nur: Wer in den Bergen unterwegs ist, begegnet sich meist mit einem Gruß. Doch wo beginnt eigentlich „am Berg“? Gilt das schon auf einem höher gelegenen Wanderparkplatz? Vermutlich nicht – vor dem Start der Wanderung, mit Turnschuhen statt Wanderschuhen, fühlt sich das Grüßen oft noch nicht ganz passend an, oder doch?

Naja, erstmal Wanderschuhe an und Rucksack rauf – jetzt geht´s los! Wir genießen viel lieber ruhigere Wanderwege, doch heutzutage begegnet man fast immer andere Wanderer. Und da sind sie schon. Was nun? Wir müssen uns entscheiden. Reicht ein Nicken? Sagt man besser „Hallo“? Oder ist ein traditionelles „Berg heil!“ doch zu viel des Guten – vor allem, wenn man noch nicht einmal in Gipfelnähe ist? Unwillkürlich achtet man auf das Gegenüber: Aussehen, Ausrüstung. Sind sie vielleicht aus der Region oder Gäste von außerhalb? Spielt das überhaupt eine Rolle? Man könnte überlegen, den Gruß im Dialekt zu formulieren – doch das birgt ebenfalls Unsicherheit. In Österreich gibt es zahlreiche regionale Varianten, und es kann schnell unangenehm wirken, wenn man versucht, einen Dialekt zu sprechen, den man nicht wirklich beherrscht. Oder kommt es vielleicht doch sympathisch rüber? Fragen über Fragen.

Am Ende entscheidet meist der Moment. Die Wanderer sind inzwischen bei uns angekommen, und sehr oft entwickelt sich ganz automatisch ein freundlicher Austausch, beginnend mit einem freundlichen „Hallo!“, „Servus!“ oder „Grias eich!“. Ein paar Worte, ein Lächeln – und der Weg führt weiter.

Berg heil

Der Gruß „Berg heil!“ lädt zu Diskussionen ein. Für viele ist es ein Ausdruck von Freude, den Gipfel geschafft zu haben und wird dementsprechend auch noch gerne verwendet. Für andere beinhaltet der Gruß jedoch eine negative, mit dem Nationalsozialismus verbundene völkische und politische Konnotation. Doch woher stammt diese Assoziation?

Das schlagende Wort ist sicherlich „Heil“, welches stark mit dem Nationalsozialismus verbunden ist. Doch lange zuvor, in der Zeit des Vormärz (Epoche der deutschen Geschichte zwischen der Julirevolution von 1830 und der Märzrevolution von 1848/1849) wurde der Ausdruck als „deutscher Gruß“ mit nationaler Konnotation populär.

In Zusammenhang mit den Bergen soll erstmals der Wiener Bergsteiger August von Böhm 1881 auf dem Olperer seinen Weggefährten „Berg heil!“ zugerufen haben. Und der Gruß setzte sich unter Bergsteigern ab der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert durch. Somit hat der Ausdruck seinen Ursprung weit vor dem Nationalsozialismus. Dennoch: Die Nationalsozialisten thematisierten das Bergsteigen bewusst und nutzten die Berge für ihre Ideologie und Propaganda. Bergsteiger wurden als Helden gefeiert. Und der Ausdruck „Berg heil!“ wurde als Gipfelgruß mit ideologischem Hintergedanken verbunden.

Berg frei

Weitaus weniger bekannt als „Berg heil!“ ist der Gruß „Berg frei!“. Das “Berg frei“ ist der offizielle Gruß der NaturFreunde und findet seinen Ursprung 1900 bei der Ortsgruppe Graz. Es war ihr Schlachtruf im Kampf um das Grundrecht des freien Zutritts ins Gebirge, in Wald und Fluss. Zu dieser Zeit durfte nämlich jeder Grundbesitzer Fremde von seinem Grund verweisen. Die NaturFreunde mussten Grundbesitzer um Erlaubnis fragen, die Landschaft in den Alpen zu betreten.

Heute sind die Eigentumsrechte solcher Grundbesitzer beschränkt. Nach Grundgesetz § 14 (2) gilt: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich der Allgemeinheit dienen.“ 

Die weltweit vertretene NaturFreunde-Bewegung versteht den Ausdruck “Berg frei“ heute folgendermaßen: „Nutze deine Möglichkeiten, lass den Waldweg nicht zuwachsen, schone respektvoll, was du unter Natur verstehst und nicht zuletzt: Rechte müssen verteidigt werden – auch über den Wald und den Berg hinaus.“

Fazit: Grüßen beim Wandern – ja oder nein?

Ob und wie man sich beim Wandern grüßt, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Dennoch ist es auf vielen Wanderwegen üblich, einander freundlich zu begegnen – vor allem auf richtigen Bergtouren. Auf stark frequentierten Wegen, wie etwa am Königssee, ist das nicht immer der Fall. Wir selbst grüßen fast immer. Denn das gemeinsame Unterwegssein in den Bergen schafft eine gewisse Verbundenheit. Ein einfaches „Hallo“ unter Gleichgesinnten gehört für uns dazu – und nicht selten entwickelt sich daraus sogar ein nettes Gespräch. Das haben wir schon oft erlebt.

Trotzdem meiden wir bewusst überlaufene Routen. Einerseits, weil das ständige Grüßen mit der Zeit auch anstrengend sein kann. Andererseits, weil wir in den Bergen vor allem Ruhe, Erholung und Abgeschiedenheit suchen. In diesem Sinne: Grias di – und Pfiat di!

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